Laut meiner Einladung sollte ein neues Kapitel im Berliner Nachtleben geschrieben werden, und zwar im Goya, einen noblen Tanzclub, so die Ankündigung. Architektonisch gesehen, ist das Goya wirklich interessant, doch unterdimensionierte Lautsprecher, in Kombination mit einer voll aufgedrehten Musikanlage, sorgten für einen mit Höhen versehenen, ohrenbetäubenden Musikbrei. Wer noch über einen intakten Gehörvermögen verfügte, der konnte auch deutlich den resultierenden Ohrenschmerz fühlen. Die Werbebotschaften, der anwesenden Geschäftspartner und Sponsoren waren somit nicht zu vernehmen. Wer trotzdem versuchte mittels gesprochenen Worts zu kommunizieren, musste sehr schnell auf das geschriene Wort umsatteln und sich auf Heiserkeit einstellen. Hier stellt sich auch die Frage, warum man(n) 5 Euro Eintritt für eine Werbeveranstaltung bezahlen muss. Die Garderobe war im Eintrittspreis nicht inbegriffen. Der Dresscode war "Elegance". Wer also sein Mantel und den Beutel mit den Strassenschuhen (oder laufen Sie etwa mit elegante Abendschuhe im Regen?) abgeben wollte, durfte ganze 3 Euro bezahlen. Aber, dass sollte einem den Abend nicht verderben, und so schien ein warmes Getränk, nach Ankunft, die erste Wahl zu sein. Wer sich also zum Beginn des Abends vorerst etwas Koffein gönnen wollte, hatte die Wahl zwischen Espresso und Kaffee. Wer sich für letzteres entschied, erhielt für 2,50 Euro eine ekelhaft schmeckende ölige braune Brühe, die einem im stillosen Pappbecher gereicht wurde. Das der hohe Preis dem Ausschank fair gehandelten Kaffee zugrunde liegt, wagt der Konsument zu bezweifeln. Wer sich wegen des ungeniessbaren Kaffees übergeben musste, konnte überraschenderweise feststellen, dass für die Nutzung der Toilette, nicht extra bezahlt werden musste. Es lag aber vermutlich daran, dass Minustemperaturen am stillen Örtchen herrschten. Berlin muss ja schliesslich sparen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt, wird dem Besucher klar, dass einzig der massive Griff zum Alkohol den Abend noch retten kann. Die Bar des noblen Tanzclub ist ein Feinschmeckerschlaraffenland. Weinliebhaber haben die Auswahl zwischen "Rotwein trocken" und "Weisswein trocken". Bei den Schlieren auf den Weingläsern, wird einem schnell klar, dass es, in Anlehnung auf das berühmte Werbeslogan, mit dem Nachbar nicht klappen kann. Nach einer Stunde gingen der Bar die Weissweingläser aus, so dass der gelbe Fusel nun in Rotweingläsern serviert wurde. Hätte es Trinkschokolade gegeben, dann wäre diese vermutlich in Portweingläser serviert worden. Eine Cocktailbar gab es nicht, dafür aber Longdrinks für schlappe 8,50 Euro. Die räumlich abgetrennte Bierbar bot ganze zwei(!) Biersorten an, Berliner und Corona, und die "verbrauchte" Luft in dem kleinen Raum lud auch nicht gerade zum verweilen ein. Bionade und Nichtraucherecke fehlten gänzlich. Fazit: das Goya ist nicht nobel sondern einfach nur überteuert und saust völlig am Zeitgeist vorbei.
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